Systematische Therapie
Ziel der Therapie ist es die verursachenden Keime zu beseitigen bzw. in Ihrer Anzahl zu reduzieren und die geschädigten Strukturen des Parodonts soweit wie möglich wieder herzustellen.
Dabei ist das therapeutische Vorgehen im Wesentlichen von der Schwere der Erkrankung abhängig und erfolgt heute meist im Sinne einer Art Stufenplan. Bei frühen Stadien und geringen Taschentiefen (bis ca. 4 mm) reichen oft schon Mundhygiene-Hinweise, die Reduzierung der Keime durch Spüllösungen oder Gels, sowie die Durchführung gründlicher Professioneller Zahnreinigungen in halbjährlichen Intervallen aus. (vgl. Menüpunkt Individualprophylaxe).
Bei fortgeschrittenen Stadien (Taschentiefen von 5 mm und mehr) ist eine systematische Parodontalbehandlung notwendig. Dabei werden unter Lokalanästhesie die Zahnfleischtaschen und Wurzeloberflächen im sog. geschlossenen Verfahren (2. Stufe) mittels feiner, hochfrequent schwingender Ultraschallsonden gründlich von Bakterien etc. gereinigt. Bei sehr weit fortgeschrittenen Erkrankungen, die mit Zahnlockerungen und deutlichen Knochendefekten einhergehen, sowie bei komplexen Wurzeloberflächen ist zuweilen ein chirurgisches Vorgehen notwendig. Dabei wird unter Lokalanästhesie das Zahnfleisch gezielt vom Zahn gelöst und die Wurzeloberflächen werden unter Sicht gereinigt (offenes Verfahren). Dieses Vorgehen ermöglicht es auch, das gebildete Entzündungsgewebe zu entfernen und wenn nötig mittels Knochenersatzmaterialien, Schmelzmatrixproteinen o.ä., zerstörte Strukturen soweit möglich wiederherzustellen.
Bei schweren Fällen oder Rezidiven der Erkrankung ist oftmals eine gezielte, nach vorherigem Erregernachweis, durchgeführte antibiotische Begleittherapie hilfreich. Auch die temporäre Schienung gelockerter Zähne im Anschluss an die eigentliche Parodontalbehandlung kann die Heilung und den Erfolg der Therapie erheblich verbessern.
Welche der vielen verschiedenen Möglichkeiten moderner Parodontaltherapie die im Einzelfall richtige ist, kann nur nach genauer Untersuchung und Einbeziehung aller patientenspezifischen Parameter individuell festgelegt werden.
Die Chancen auf einen langfristigen Zahnerhalt, selbst bei sehr fortgeschrittenen Parodontalerkrankungen sind jedoch inzwischen, bei konsequenter Nutzung aller modernen Möglichkeiten, gut.